Da ich fast immer auf die Schuppenform angesprochen werde, ob es denn historische Vorlagen gibt, kann man grundsätzlich sagen, NUR BEDINGT. Bildliche Darstellungen gibt es viele, z.B. in miniaturhandschriftlichen Bibelabschriften, in Fresken, Epitaphe und Monumentaldarstellungen.
Aber, es gibt so gut wie keine mir bekannten archäologischen Funde von Schuppenrüstungen aus der Zeitspanne von 500 bis 1400 n.Ch. im europäischen Raum. Vor und nach dieser Epoche tauchen immer wieder Schuppenpanzer sporadisch auf und sind bis zur zweiten Jahrtausendwende gerne auch als schmückendes Zierwerk von Bronzemonumenten verwendet worden.
Dessen historische Verwendung nach dem Mittelalter aber mit Sicherheit keinerlei Schutzfunktion mehr hatte.
Da ich selbst ein darstellendes Interesse an der Zeitspanne von 1000 bis 1300 habe, und auch interessiert die Zeit der Wikinger verfolge, habe ich bis zum heutigen Tag keinen stichhaltigen archäologischen Beweis für die Verwendung von Schuppenpanzern in dieser Epoche in Europa gefunden.
Jetzt werden viele sagen, ja aber auf dem Teppich von Bayeux oder in den goldenen Psalter von xy (Stuttgart) oder in dem Ospray Band XX sind doch Schuppenpanzer abgebildet.
Das mag schon sein, diese Darstellungen sind aber alle Interpretationssache, denn die genaue Schuppenform geschweige denn Details der Oberfläche oder gegebenenfalls Prägung sind so nicht zu ermitteln. Ganz zu schweigen von der Art der Befestigung oder dem Grundaufbau einer solchen Rüstung.
Selbst die in Reenactorkreisen renommierte Schriftenreihe „Men at Arms“ von Ospray die durchaus sehr detaillierte Rechenchen zu diversen Themengebieten aufzeichnet, kann keine stichhaltigen Beweise für Schuppenpanzer in Europa während der Zeit der Normannen machen. Alle bildlichen Darstellungen sind nicht zu 100% belegbar sondern nur Interpretationen von anderen Darstellungen, die wiederum durch künstlerische Freiheiten nicht frei von Fehlern sind.
Persönliche Interpretation:
Nehmen wir mal eine x-beliebige Bibelabschrift aus dem Mittelalter als Beispiel, diese wurde von einem mehr oder weniger guten „Original“ kopiert. Dabei sind jetzt diverse Helden– Heiligengestalten bildlich mitkopiert, interpretiert oder sogar weitere hinzu gefügt worden. Wer kann denn heute noch sagen ob dieser Kopist (Mönch) zeichnerisch begabt war oder nicht. Oder evtl. einen schlechten Tag hatte und die Rüstung eben nicht so gezeichnet hat wie es in seiner Vorlage zu sehen war. Zudem war es üblich das man die bildlichen Darstellungen dem jeweiligen Zeitgeist angepasst, umgestaltet oder ergänzt hat.
Genauso ist die Tatsache belegbar das machtgierige Personen wie Fürsten und andere Adelige, Schriftdokumente gefälscht haben um ihre weltlichen Ansprüche einfordern zu können. All diese Methoden waren weit über das Mittelalter gebräuchlich und haben so Fehler in Dokumentationen und bildlichen Darstellungen vervielfacht.
Einzig die römischen, in Stein geschlagenen Vorbilder lassen erahnen wie eine Schuppenrüstung zur Zeit der Zeitenwende ausgesehen haben kann.
So sind in den römischen Epochen Schuppenpanzer temporär Bestandteil einiger Truppenteile und archäologisch auch belegbar.
Aus diesem Grund sind nach meiner Meinung solche römischen Laiendarsteller in der Regel auch themenspezifisch bewandter mit diesem Thema und können vielerorts detailliertere Aussagen über die Eigenschaften von Schuppenrüstungen treffen. Dabei sind diese Schuppen aus Stabilitätsgründen schon zu römischen Zeiten geprägt oder gefalzt bzw. gegossen und aus Materialstärken von ca. 0,5mm bis maximal 1mm erstellt worden.
Daraus resultierent wiederspricht sich auch die allgemeine Aussage von Mittelalterdarstellern, dass Blechstärken von mindestens 1,5mm oder mehr nur schaukampftauglich wären. Dem widerspreche ICH hiermit, und nicht nur ich sondern auch diese römischen Darstellungsgruppen.
Fazit:
Genau aus diesem Grund sage ich für mich, Schuppenpanzer waren vor der Zeit der Normannen in Europa bekannt, und mindestens während der Normannenzeit im nahen Osten im Gebrauch. Deshalb stelle ich auch die These auf, dass europäische Kämpfer die im Kontakt mit orientalischen Gruppen waren, diese Rüstungsart über kurz oder lang mit Sicherheit benutzt oder gekannt haben.
Die von mir entworfene Schuppenart ist in der Form vieler bildlicher Darstellungen ähnlich und auch nach technologischen Möglichkeiten der damaligen Zeit im Gro herstellbar gewesen. Die Details in der Prägung der Schuppe konnten nicht archäologisch überliefert werden und sind deshalb aus zweck- und funktionstechnischen Gründen entstanden.
Insgesamt betrachtet ist diese Schuppenart eine Schnittmenge von vielen bildlichen Darstellungen, die aber alle einzeln betrachtet keine detaillierte Rekonstruktion zulassen. Deshalb habe ich das Material in Stärke und Form versucht zu optimieren, um die höchste Stabilität bei geringsten Gewicht und bester Überdeckung zu ermöglichen.